NEW INDUSTRIES FESTIVAL: INDUSTRIAL (Research)

14. September 2013 - 02. März 2014 Dortmunder U, Ebene 6

 

INDUSTRIAL (Research) stellt eine trügerisch einfache Frage: Was ist aus der Industrie geworden? Diese Frage gilt nicht nur für das Ruhrgebiet, sondern auch für große Teile Belgiens, Nordfrankreichs, Nordenglands, der USA und der ehemals sozialistischen Staaten Osteuropas. Wie wirkt sich der so genannte Strukturwandel weltweit auf Gemeinden und Landschaften aus? Und welche Auswirkungen hat er auf die Kunst und die Populärkultur?

INDUSTRIAL ( Research) besteht aus einem 22m langen Tisch mit mehr als 80 Büchern, 30 Schallplatten, 15 Videos und vielen Objekten, von und über: Symphonie der Sirenen (Baku 1922), Metropolis (1927), Magnitogorsk (1929), Bernd & Hilla Becher, Kraftwerk, Ruhrgebiet, Joy Division, Throbbing Gristle, Einstürzende Neubauten, Laibach, Bhopal, Unionbrauerei, Socheaux, Japan, Eisenhüttenstadt, Leipzig, Bytom, Detroit, Ekatarinburg, China, etc.

INDUSTRIAL ( Research) fragt, wie die Industrie die Menschen beeinflusst hat und wie Musik, Literatur und Kunst auf diese von Horkheimer und Adorno 1944 beschriebene Gewalt reagiert haben. "Die Macht der Industriegesellschaft ist in den Köpfen der Menschen verankert", schrieben sie - zum Guten, möchte man hinzufügen. Man muss sich diese "Macht" als eine Disziplinierung des Körpers und des Geistes vorstellen, als eine riesige industrielle Maschine, die den menschlichen Körper durch Disziplinierung, Standardisierung und De-Individualisierung an ihre Bedürfnisse und Bedingungen anpasst, bis er so effektiv wie möglich funktioniert. In Anlehnung an diese Vision bemerkte Heiner Müller in The Hamlet Machine (1977): „Ich will eine Maschine sein. Arme zum Greifen, Beine zum Laufen, kein Schmerz, keine Gedanken”.

INDUSTRIAL (Research) versammelt eine Reihe historischer und zeitgenössischer Arbeiten, die sich mit dem Prozess der Deindustrialisierung in den ehemaligen Industrieländern und der rasanten, groß angelegten Industrialisierung in den "Schwellenländern", vor allem in China und Indien, befassen. Während die sogenannte "Erste Welt" noch nach Wegen sucht, die (langfristigen) sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Deindustrialisierung zu mildern, durchlaufen diese Länder einen raschen und massiven Industrialisierungsprozess. INDUSTRIAL ( Research) untersucht das Erbe der Industrie in den Gebieten, die sie verlassen hat, aber auch ihre Verlagerung in andere Regionen der Welt und die Arbeitsbedingungen in diesen neuen Global Players. Ganz allgemein wird die Frage gestellt, ob die Industrie in den traditionellen Industrieländern wirklich verschwunden ist oder ob die "immaterielle Arbeit" nicht lediglich ein unheimliches Wiederaufleben der Industrie ist, das die "Macht der Industriegesellschaft" (Horkheimer/Adorno) in die heutigen postindustriellen Produktionsweisen übersetzt.

Für diese Ausstellung haben die Kurator*innen Inke Arns und Thibaut de Ruyter ausgiebig recherchiert und gereist, um ein Archiv von Geschichten, Bildern, Büchern, Filmen und Musik rund um den Begriff der Industrie zusammenzustellen. In INDUSTRIAL (Research) werden die Besucher*innen aufgefordert, sich an ihren Recherchen zu beteiligen, indem sie in Fotosammlungen blättern, Videos ansehen, Gemälde betrachten und in Dokumentationen stöbern. INDUSTRIAL (Research) ist gleichzeitig Arbeitsplatz, Forschungslabor und Aufbewahrungsort - eine Einladung, sich mit einem Thema vertraut zu machen, das lokale und globale Belange sowie historische und aktuelle Entwicklungen, die gerade erst begonnen haben, miteinander verbindet.

Gefördert durch:

Kulturbüro Stadt Dortmund
Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
Sparkasse Dortmund
DSW21

Mit freundlicher Unterstützung von:

LWL-Kulturstiftung
Stiftung Kulturhauptstadt RUHR.2010
 

Medienpartner:

ARTE Creative
De:Bug
Ruhrgestalten

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