Sie nennen es Realität

06. Oktober 2007 - 21. Oktober 2007 PHOENIX Halle

Der Studiengang Medien & Kunst, Vertiefung Neue Medien, der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) zu Gast im Hartware MedienKunstVerein Dortmund

Der Hartware MedienKunstVerein zeigt vom 6. – 21. Oktober 2007 im Rahmen des Projektes „Crosskick – Europäische Kunsthochschulen zu Gast in deutschen Kunstvereinen“ der Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine (ADKV) ausgewählte Arbeiten von DiplomandInnen und AbsolventInnen des Studiengangs Medien & Kunst, Vertiefung Neue Medien der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Die in der Ausstellung Sie nennen es Realität versammelten Arbeiten zeichnen sich durch einen breit gefassten Medienkunstbegriff sowie durch eine große Bandbreite von Themen, künstlerischen Herangehensweisen und einen erweiterten Begriff des Öffentlichen aus. In Installationen, Netzprojekten, kollaborativen Plattformen, urbanen Interventionen und performativen Formaten werden die Grenzen zur bildenden Kunst und zur Audio Art neu verhandelt.

Die vierzehn in der Ausstellung gezeigten Arbeiten hinterfragen und dekonstruieren auf intelligente Weise das, was wir gemein hin unter Realität verstehen. Dabei lassen sich zwei große thematische Blöcke beschreiben: Arbeiten zum „Rechnenden Raum“ und solche, die sich unter „Realitäts(de)konstruktionen“ fassen lassen. Im thematischen Feld des „Rechnenden Raums“ macht sich Alex Antener in seiner Versuchsanordnung Ich denke, das bin ich (2005) an die Aufzeichnung dessen, was eine Gruppe Schlafender im Schlaf spricht und speist die nächtlichen Traum-Aussagen des Einen in Echtzeit in die Schlafkammer des Nächsten ein, hoffend auf die Initiierung eines Dialoges unter Schlafenden. Roland Roos, Rodrigo Derteano, Marc Widmer und Valentina Vuksic haben explizite Soundarbeiten entwickelt: Während Roos’ Yours to Keep / For At Least Two And Mine (FALTAM) (2007) die Klangwahrnehmung der AusstellungsbesucherInnen nachhaltig irritiert, haben Marc Widmer mit Legoloop (2006) und Valentina Vuksic mit Harddisko (2004) experimentelle Musikinstrumente und quasi-konzertante Hardware entwickelt. Rodrigo Derteano lotet in The Distance (2005) die akustischen (Un)Endlichkeiten des Internet aus. Die Mediengruppe Bitnik und Sven König machen in Opera Calling (2007) mittels einer versteckten Wanze die Aufführungen der Züricher Oper im Telefonnetz der Stadt verfügbar.

Letzteres Projekt leitet bereits in den zweiten großen thematischen Block der „Realitäts(de)konstruktionen“ über. Hier findet man André Gwerders Installation I happen to know this for a fact (2005), in der der Künstler Bedrohungsszenarien und Verschwörungstheorien, die er in verschiedenen radikalen Newsgroups gefunden hat, zu beängstigend realen Charakteren verwebt. Fabian Voegeli führt uns währenddessen im Orakelraum: Bahnen, Spuren, Profile (2006) in die Techniken der Spurensicherung am Tatort ein. Mit neuen und alten Nachrichtenformaten setzten sich Marc Lee, Annina Rüst und Luca Degunda auseinander. Marc Lees Breaking the News (2006) erlaubt sozusagen auf Knopfdruck die Erstellung einer personalisierten und aufwändig (audio)visualisierten Nachrichtensendung. Annina Rüst lässt ihren eRiceCooker (2006) bei jeder neuen Nachricht über genmanipulierten Reis, die eine Suchmaschine im Netz findet, einen Topf Reis kochen, welchen sie den AusstellungsbesucherInnen zum Verzehr anbietet. Das Projekt MZZ (Mein Zeitungs Zeugs) (2005) von Luca Degunda eröffnet seinerseits einen subjektiven Blick auf tagesaktuelle Meldungen der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Mit neuen Formen von Öffentlichkeiten setzten sich Download Finished von der Mediengruppe Bitnik und Sven König, Sofatrips.com von Mario Purkathofer und der Mikro TV / Telestreet Reader (2005) von Thomas Comiotto auseinander. Download Finished (2007) erklärt die Artefakte bzw. Fehler, die sich in komprimierten und über Internet-Tauschbörsen getauschten Filmen finden, zu genuin künstlerischem Material. Mario Purkathofers Reisebüro sofatrips.com entwickelt für Dortmund eine Backbone Odyssee (2007), eine Reise entlang der Netzknotenpunkten zwischen Zürich und Dortmund. Und Thomas Comiottos Proxivision Reader (2005) dokumentiert die inzwischen fast schon historische Bewegung des Telestreet TV in Italien.

Der Studiengang Medien & Kunst, Vertiefung Neue Medien, der Zürcher Hochschule der Künste gehört zu den wichtigsten Ausbildungsstätten für Medienkunst in Europa. Die Ausbildung von KünstlerInnen und MedienautorInnen erfolgt u.a. durch die Dozierenden Knowbotic Research (Prof. Christian Hübler, Prof. Yvonne Wilhelm, Alexander Tuchacek), Prof. Margarete Jahrmann,  Dr. Nils Röller, Prof. Giaco Schiesser  und Dr. Felix Stalder.

Neben der Ausstellung von künstlerischen Projekten in der PHOENIX Halle werden am Eröffnungswochenende öffentliche Veranstaltungen stattfinden: eine Vorstellung der Vertiefung Neue Medien der ZHdK, Präsentationen der dort entstandenen Projekte, Diskussionen und Workshops zum aktuellen Wandel des Begriffs Medienkunst.

Inke Arns


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Im Rahmen von "Sie nennen es Realität":
Sofatrips Backbone
Odysee

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Kuratorin: Dr. Inke Arns, HMKV
Junior Kurator: Francis Hunger, HMKV
Technische Leitung: Uwe Gorski, HMKV
Geschäftsführung: Susanne Ackers, HMKV
Organisation: Francis Hunger, HMKV, Christina von Rotz, ZHdK

Hartware MedienKunstVerein
in der PHOENIX Halle Dortmund
Hochofenstr. / Ecke Rombergstr.
Dortmund-Hörde

Öffnungszeiten während der Ausstellungen
Do + Fr 11 – 22 h
Sa + So 11–20 h
Mo – Mi geschlossen

Förderer und Kooperationspartner

Gefördert durch:
CROSSKICK - Europäische Kunsthochschulen zu Gast in deutschen Kunstvereinen
Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine (ADKV)
Kulturstiftung des Bundes
Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK)
Kulturbüro Stadt Dortmund
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