Narges Kalhor: Sensitive Content
HMKV Video des Monats
Videostill aus Narges Kalhor, Sensitive Content, 2023, Video, 08:50 Min., Farbe, Ton. Courtesy of the artist
Die Menschen im Iran dokumentieren jede Sekunde ihres Kampfes gegen das iranische Regime. Sie gehen große Risiken ein, indem sie ihre Smartphones zücken und die Aufnahmetaste drücken, damit die Welt ihre Augen öffnet und ihre Notlage niemals vergisst oder ignoriert. Das Regime zielt absichtlich auf die Augen dieser Zeug*innen. Viele Menschen haben ein oder beide Augen verloren, einige sogar ihr Leben, so wie SHIRIN ALIZADEH (https://www.france24.com/en/live-news/20221103-shirin-alizadeh-iranian-woman-killed-filming-crackdown). Doch trotz der Gefahren werden die Videos dieser Augenzeug*innen weiterhin im Internet geteilt. Die Tatsache, dass diese Momente nun als „sensible Inhalte“ aus den sozialen Medien entfernt werden, ist genau die Heuchelei, für die wir uns auf der anderen Seite der Welt verantworten müssen. Hinter jedem Auge, das in tiefer Unklarheit verschwimmt, verliert ein Mensch im Nahen Osten sein Leben.
Narges Kalhor
Narges Kalhor wurde 1984 in Teheran geboren und wuchs dort auf. Nach ihrem Schulabschluss 2001 begann sie ein Spielfilmstudium an der Teheraner Filmschule, um Spielfilmregie zu studieren. Sie hat mit verschiedenen bekannten Filmemachern wie Abbas Kiarostami gearbeitet. Im Jahr 2007 setzte sie ihr Studium der visuellen Kommunikation an der Kamalolmolk-Universität fort. Gleichzeitig arbeitete sie als Filmredakteurin bei der Werbefilmagentur ARASB in Teheran und drehte fünf Kurzfilme.
2009 nahm Narges Kalhor mit ihrem Kurzfilm „DIE EGGE“ am Internationalen Nürnberger Menschenrechtsfilmfestival (NIHRFF) in Nürnberg teil. Sie beantragte politisches Asyl und erregte internationale Aufmerksamkeit, weil sie die Tochter der Tochter des höchsten Kulturberaters des damaligen iranischen Präsidenten Ahmadinehjad ist. Inzwischen hat sie Asyl in Deutschland erhalten und studiert an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Im Jahr 2010 erhielt sie ein Stipendium von Vodafone Chance für ihr gesamtes Studium. Ihr zweiter Film an der Filmakademie als Co-Regisseurin „SHOOT ME“ war für den Deutschen Kurzfilmpreis nominiert und wurde als bester Film der Nonfiktionale 2014 ausgezeichnet.
2014 erhielt sie den Preis für beste Videokunst für „KAFAN“ beim UNDERDOX Filmfestival München und präsentierte 2016 die Videoinstallation „NOSFERATU IS NOT DEAD“ als Gruppenarbeit im Lenbachhaus in München. Ihr dritter Hochschulfilm „GIS“ wurde für den Starter Filmpreis der Stadt München nominiert. 2019 feierte ihr Abschlussfilm „Im Namen der Scheherazade“ seine Weltpremiere bei Vision Du Réel und wurde auf dem Dok-Leipzig Filmfestival mit dem Goethe-Institut für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet. Außerdem erhielt sie dafür 2019 den Bayerischen Kulturpreis und ein Jahr später den Starter Filmpreis der Stadt München. Der Film lief auf mehreren internationalen Festivals und erhielt im Februar 2020 einen Schweizer Kinostart im Verleih von Cinélibre (https://www.cinelibre.ch). Im Juni 2021 wurde der Film auf dem Berlinale Forum in Berlin gezeigt.
Narges Kalhor arbeitet heute im Bereich der Filmkunst für verschiedene Ausstellungen und Museen.
01.–31. Januar 2024
Narges Kalhor
Sensitive Content
2023, Video, 08:50 Min., Farbe, Ton. Courtesy of the artist
In der Serie „HMKV Video des Monats“ stellt der HMKV im monatlichen Wechsel aktuelle Videoarbeiten internationaler Künstler*innen vor.