Sven Johne: Vom Verschwinden

HMKV Video des Monats

 

In Vom Verschwinden erzählt ein elfjähriger Junge drei Geschichten seiner Familie: Die seiner Ur-Großmutter Ida, die seiner Großmutter Angelika und die seines Vaters. In allen dreien gibt das persönliche Schicksal Zeugnis von unterschiedlichen Phasen der Geschichte Ostdeutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg.

Sven Johne, der mit seinen präzisen Aufnahmen einen ruhig wirkenden, poetischen Blick der Reflektion auf sich und die gesellschaftlichen Umstände wirft, fokussiert sich in dieser Arbeit auf das Lebensumfeld seiner Kindheit.

Dieses Lebensumfeld ist die Stubnitz, einem Waldgebiet auf Rügen, an dem die Kreidefelsen die ländliche Grenze zur Ostsee bilden. In den Vorstellungen des Erzählers ist der Wald zweierlei: Ein Refugium, ein Fluchtort für seine Familie vor den Realitäten ihres Lebens, gleichzeitig ein Speicher eben dieser Geschichten, die verborgen in den Bäumen und im Meer sind. Die Aufnahmen der Naturlandschaft der Stubnitz bilden den Mittelpunkt der Arbeit und setzen die Geschichten der Familie in Beziehung zu den „Bäumen mit Ohren“ und dem „Gehirn des Meeres“.

Das Ende ist die Geschichte des Jungen, aber auch die der Natur der Stubnitz selbst, die sich aufgrund der Klimakatastrophe verändert. Die Frage nach dem Verlust der beiden Seiten des Waldes und seine Implikationen für ihn - und uns - bleibt.

Ausgewählt von Cornelius Ferber (HMKV)

Sven Johne wurde 1976 in Bergen auf Rügen geboren und ist dort aufgewachsen. Von 1998 bis 2006 studierte er Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Timm Rautert und lebt und arbeitet heute in Berlin. Ausstellungen, Preise und die Präsenz seiner Arbeiten in bedeutsamen Sammlungen weisen Johne längst einen Platz im nationalen Kunstraum zu, international war er bisher in Italien, Belgien, Niederlande und Luxemburg aktiv gewesen.

http://sven-johne.com

01.–31. Januar 2024

Sven Johne

Vom Verschwinden

Video, 15:50 Min., 2022

In der Serie „HMKV Video des Monats“ stellt der HMKV im monatlichen Wechsel aktuelle Videoarbeiten internationaler Künstler*innen vor – ausgewählt von Inke Arns und Cornelius Ferber.

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