Kurzfilmprogramm & Artist-Talk: In Her Shoes

HMKV im Dortmunder U | Ebene 3, Veranstaltungsraum

Bildcredit: Still aus Margit © Gerbaulet 2002

Kurzfilmprogramm und Artist-Talk, moderiert durch Silke Schönfeld und Florian Wüst

Margit
 
Alex Gerbaulet, DE 2002, 21:00 min.
getty abortions
 
Franzis Kabisch, DE 2023, 22:00 min.
Semra Ertan
 
Cana Bilir-Meier, DE/AT 2013, 07:30 min.
Proxys – Part 1 Katrin Esser, DE 2023, 11:00 min.

 

In Her Shoes lädt zum Perspektivwechsel ein. Die Grenzen zwischen privaten und politischen Räumen verschwimmen in den vier Kurzfilmen, die gerade durch ihre autobiografischen Bezüge unsere emotionale Involviertheit als Betrachter*innen einfordern. Die Filmemacherinnen ermöglichen in ihren jeweils ganz eigenen Bildsprachen das Eintauchen in Erfahrungen und Erinnerungen, in denen sich das dunkle Licht patriarchaler Verhältnisse bricht: die Geschichte der Großeltern, die mit einer Vergewaltigung begann, die Unsichtbarkeit des Themas Abtreibung im gesellschaftlichen Bild der Frau, die entmenschlichende Wirkung von Ausländerfeindlichkeit, die Verantwortung für Sorgearbeit als Folge der Alzheimererkrankung der eigenen Mutter. Wie würde es sich anfühlen, in all diesen Schuhen zu stecken?

Kuratiert von Silke Schönfeld und Florian Wüst

Anschließendes Publikumsgespräch mit Katrin Esser, Franzis Kabisch, Cana Bilir-Meier und Silke Schönfeld, moderiert von Florian Wüst.

 

Über die Filme:

 

Margit, Alex Gerbaulet, DE 2002, 21:00

Als ich zum ersten Mal das Haus betrete, in dem meine Großmutter zuletzt lebte und in dem sie nur wenige Monate nach dem Tod meiner Mutter verbrannte, nehme ich eine Kamera mit. Ich halte das Objektiv wie ein Schild vor mein Auge und taste mich durch rußige Räume und fragmentierte Erinnerungen.“ Ergänzt durch Familienfotos und Zeitungsausschnitte entblättert Alex Gerbaulet in Margit eine deutsche Nachkriegsgeschichte der Verdrängung, Unterdrückung und häuslichen Gewalt.  

 

getty abortions, Franzis Kabisch, DE 2023, 22:00

Welche Bilder verbinden wir mit dem Thema Abtreibung und warum? Woher stammen diese Bilder und die emotionalen Skripts in unserem Kopf? Wie beeinflussen sie Frauen, die abtreiben (wollen), wie prägen sie die gesellschaftliche Diskussion? Mit Klarheit und Humor untersucht Franzis Kabisch in ihrer persönlichen Desktop-Dokumentation getty abortions diese Fragen. Dabei nimmt sie die Beweiskraft filmischer und fotografischer „Zeugnisse“ unter die Lupe, die nicht erst in Zeiten von Stock-Fotos, Bearbeitungssoftware und künstlicher Intelligenz angezweifelt werden muss.

 

Semra Ertan, Cana Bilir-Meier, DE/AT 2013, 07:30

Semra Ertan, geboren 1956 in der Türkei, zog 1972 zu ihren Eltern in die Bundesrepublik Deutschland. Sie arbeitete als technische Bauzeichnerin und Dolmetscherin und schrieb über 350 Gedichte. Der Titel eines ihrer Gedichte lautet Mein Name ist Ausländer. Als Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus setzte sie sich zehn Jahre später mitten auf einer Hamburger Straße selbst in Brand – und löste damit eine längst überfällige öffentliche Debatte aus. „Aus Semra Ertans Gedichten und Splittern von historischen Fernsehbeiträgen montiert Cana Bilir-Meier ein filmisches Erinnern an ihre Tante.“ (Betty Schiel)

 

Proxys – Part 1, Katrin Esser, DE 2023, 11:00

Katrin Essers Proxys – Part 1 ist das erste von drei Kapiteln eines experimentellen Dokumentarfilms, der von Krankheitsverlauf, Pflege und Tod der an Alzheimer leidenden Mutter der Künstlerin erzählt. Der Film fragt nach den Möglichkeiten, Geschichten in ihrer Subjektivität und Informationsdichte für sich selbst und andere lesbar zu machen und verbindet dazu die Erzählperspektiven der polnischen Pflegerin Violetta, die für mehrere Monate in der Familie lebte, und die der Künstlerin. Einziger Drehort ist die Wohnung, die zwischen Lebensraum, Museum und Tatort changiert und die auf ihre Spuren der Ereignisse hin untersucht wird. (Clara Hofmann)

Das Kurzfilmprogramm In Her Shoes findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kleiner Freitag in den Räumlichkeiten des HMKV auf der Ebene 3 statt, wo im Zeitraum vom 11. Oktober 2024 bis zum 2. Februar 2025 die Ausstellung Silke Schönfeld: You Can´t Make This Up gezeigt wird.

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