Vortrag von Dr. Anna Seidel: „John Heartfield und die Arbeiter-Illustrierte-Zeitung (AIZ)“

HMKV im Dortmunder U | Kino, EG

Das slowenische Künstlerkollektiv IRWIN und andere Mitglieder des Meta-Kollektivs Neue Slowenische Kunst (NSK) zitieren in ihren Arbeiten viele politische Fotomontagen des dadaistischen und antifaschistischen Künstlers John Heartfield.

Geboren 1891 als Hellmuth Franz Josef Stolzenberg (später Hellmuth Herzfeld) in Schmargendorf (heute Berlin), benannte er sich 1916 in „John Heartfield“ um. Damit wollte er gegen den im Deutschen Kaiserreich herrschenden (englandfeindlichen) Nationalismus protestieren. 1917 gründete er mit seinem Bruder Wieland Herzfelde den Malik-Verlag. 1918 trat er der KPD bei, ab 1919 war er Protagonist der Berliner Dada-Bewegung. 1929 erschien ein gemeinsam mit Kurt Tucholsky verfasstes Bilderbuch mit dem satirischen Titel Deutschland, Deutschland über alles. 1933 floh John Heartfield vor den Nationalsozialisten in die Tschechoslowakei. Ab 1934 gestaltete er im Prager Exil viele Cover für die linke, kommunistische Wochenzeitung Arbeiter-Illustrierte-Zeitung (AIZ). 1938 gelang ihm die Flucht nach Großbritannien, 1950 kehrte er nach Deutschland zurück. Er starb 1968 Ost-Berlin.

Dr. Anna Seidel wird in ihrem Vortrag über die Arbeiter-Illustrierte-Zeitung in der Weimarer Republik sprechen. Die AIZ nimmt dabei im Vergleich zu den Publikationen der „großen Verlage“ Ullstein, Scherl und Mosse eine spannende Position ein. An mancher Stelle überschneiden sich die Strategien zur Leser*innenansprache – die Inhalte könnten allerdings konträrer nicht sein. Der Vortrag befasst sich mit Redaktion und Publikum der AIZ sowie mit der großen Bedeutung von Illustrationen – und hier insbesondere mit den Bildmontagen von John Heartfield, der auch viele Covergestaltungen der AIZ verantwortete.

Dr. Anna Seidel ist Literaturwissenschaftlerin und Kulturpoetin an der Universität Innsbruck. Sie forscht unter anderem zu Feminismen, Avantgarden, vor allem den Manifesten, und aktuell zu den illustrierten Zeitschriften der Weimarer Republik. Sie ist Mitglied des Sonderforschungsbereichs „Transformationen des Populären“. Außerdem ist sie Mitherausgeberin der Zeitschrift testcard. beiträge zur
popgeschichte und schreibt als freie Autorin zum Beispiel für Pop, Kultur & Kritik und das Missy Magazine.

In Kooperation mit dem Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt, Dortmund

Bildcredit: John Heartfield (Mitte) 1960 im Gespräch mit Otto Nagel und Wieland Herzfelde (r.) über eine seiner Fotomontagen. Bundesarchiv, Bild 183-73744-0001 / Ulrich Kohls / CC-BY-SA 3.0.

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